Wieso wir uns für Tempo 30 einsetzen

Mit Tempo 30 Leben retten

2022 hatten wir in der Schweiz 241 Todesopfer und über 4000 Schwerverletzte im Strassenverkehr zu beklagen. 60% dieser schweren Verkehrsunfälle ereignen sich Innerorts, weshalb auch fast die Hälfte der schwer und tödlich verunfallten Velofahrer und Fussgänger sind.

Mit Tempo 30 innerorts lässt sich die Anzahl schwerer Unfälle um 30 bis 50% verringern. Bei den besonders verletzlichen Verkehrsteilnehmenden zeigt sich zudem, dass das Sterberisiko auf Strassen mit einer signalisierten Höchstgeschwindigkeit von 40 oder 50 km/h deutlich höher ist als auf Strassen mit einer signalisierten Höchstgeschwindigkeit von 20 oder 30 km/h.

Neben unsäglichem Leid der betroffenen liessen sich durch eine Reduktion der schweren Verkehrsunfälle auch die gesellschaftlichen Kosten signifikant reduzieren, welche für 2020 auf rund CHF Mio 4000 geschätzt wurden.

Für weitergehende Informationen empfehlen wir Ihnen die folgende Lektüre:

Mit Tempo 30 die Verkehrssicherheit erhöhen

Sicherheits und Unfallgeschehen im Strassenverkehr (SINUS 2023)

 

Verkehrslärm reduzieren

Lärm kann langfristig zu Gesundheitsproblemen führen, darunter erhöhte Herzfrequenz, Bluthochdruck und Schlafstörungen. Diese Auswirkungen können zu chronischer Müdigkeit, Nervosität und Leistungseinbußen führen, was die Gesundheit beeinträchtigt.

In der Schweiz ist tagsüber jede siebte und nachts jede achte Person an ihrem Wohnort schädlichem oder lästigem Straßenverkehrslärm ausgesetzt, der die zulässigen Grenzwerte überschreitet.

Massnahmen, die nahe an der Quelle ansetzen, sind die effektivsten. Insbesondere die Reduzierung der Geschwindigkeit ist eine einfache und kostengünstige Massnahme, die sofort zu einer spürbaren Verbesserung der Lärmsituation im betroffenen Gebiet führt.

Durch eine Absenkung der Geschwindigkeit von 50 km/h auf 30 km/h werden die Lärmemissionen zwischen 2 und 4.5 dB verkleinert. Dies entspricht in etwa einer Halbierung der Verkehrsmenge und ist für die Anwohner deutlich wahrnehmbar.

Ist die Strassenlärmbelastung an Ihrer Strasse innerhalb der zulässigen Grenzwerte oder besteht Handlungsbedarf? Finden Sie es heraus im Strassenlärmbelastungskataster des Kantons.

Faktenblatt - Lärmreduzierende Wirkung von Tempo 30

 

Staats- und Gemeindekassen schonen

Verkehrslärm stellt die Gemeinden und Kantone, vor grosse Herausforderungen, da sie als Strasseneigentümer gemäss der Lärmschutzverordnung des Bundes diesen reduzieren müssen.

Auch lärmarme Strassenbeläge stellen eine wirksame Massnahme an der Quelle dar, mit der eine Reduktion des Verkehrslärms erzielt werden kann. Diese ist in etwa vergleichbar mit der Einführung von Tempo 30. Die Wirksamkeit der Lärmreduktion nimmt jedoch mit zunehmendem Alter stark ab. Des Weiteren reagieren solche Flüsterbeläge aufgrund ihrer feinen Oberfläche und des grossen Hohlraumgehaltes empfindlicher auf mechanische Belastungen als konventionelle Beläge. Während konventionelle Deckbeläge eine durchschnittliche Lebensdauer von 20 Jahren aufweisen, muss ein Flüsterbelag je nach Beschaffenheit bereits nach rund 10 bis 15 Jahren erneuert werden. Dies führt schliesslich zu höheren Unterhaltskosten. Auch ist ein Flüsterbelag ca. 20% teurer als ein konventioneller. Reichen auch Flüsterbeläge nicht aus, um den Verkehrslärm ausreichend zu reduzieren, so drängen sich noch weitere Investitionen in Lärmschutzwände und Schallschutzfenster auf.

Bei der Einführung von Tepo 30 wiederum steigt die Lebensdauer der Werkleitungen, des Strassenbelags und sogar der angrenzenden Immobilien, was wiederum den öffentlichen und privaten Finanzen zugutekommt.

Für die weitere Lektüre empfehlen wir das Faktenblatt Lärmarme Belege von Cercle Bruit, der Vereinigung der Kantonalen Lärmschutzfachleuten.

 

Bürokratie vermeiden

Bereits heute müssen Gutachten erstellt, technische Berichte vorgelegt und öffentliche Mitwirkungsprozesse durchlaufen werden, bevor Tempo 30 auf einer Strasse eingeführt werden kann. Die Bevölkerung hat bereits jetzt die Möglichkeit, ihre Anliegen und Einwände geltend zu machen. Zusätzliche Regulierungen würden die Abläufe nur unnötig verteuern und verlängern. Auch die Regierung hat dem Kantonsrat empfohlen, nicht auf die Motion einzutreten, da eine Regelung auf kantonaler Ebene weder notwendig noch sinnvoll ist und mutmasslich gegen das übergeordnete Bundesrecht verstösst.

Siehe auch die Begründung der Regierung, wieso sie dem Kantonsrat empfohlen hat, nicht auf die Motion einzutreten.

 

Wertsteigerung Immobilien

Die Immobilienweisheit «Lage, Lage, Lage» hat besondere Bedeutung, wenn es um die externen Verkehrskosten geht, die auf die Immobilienbesitzer abgewälzt werden. Lärmbelastete Wohnungen erzielen auf dem Wohnungsmarkt einen geringeren Preis als vergleichbare Wohnungen an ruhiger Wohnlage. Bei grossem Verkehrsaufkommen kann es ausserdem zu Verschmutzung oder gar zu Beschädigungen der Gebäudefassaden kommen. Diese Kosten werden in der Schweiz auf über CHF 1'000 Mio geschätzt. Durch eine Reduktion des Verkehrslärms verbessert sich entsprechend auch die Lage einer Immobilie.

Für weitergehende Informationen zu externen Verkehrskosten empfehlen wir die Studie Externe Kosten und Nutzen des Verkehrs in der Schweiz des Bundesamtes für Raumentwicklung.

 

Schützt Umwelt und Gesundheit

Wird der Strassenraum einseitig auf den schnellen Verkehr ausgelegt, bleibt weniger Platz für sichere und attraktive Fuss- und Velowege. Diese sind gerade innerhalb von Dörfern und Städten wichtig. Wenn mehr Strecken zu Fuss oder mit dem Velo zurückgelegt werden, so schont das nicht nur die Umwelt, sondern fördert auch die Vitalität der Bevölkerung. Indem der Staat auch den Bedürfnissen von schwächeren Verkehrsteilnehmern und Verkehrsteilnehmerinnen angemessen Rechnung trägt, wozu er gemäss Kantonsverfassung ja verpflichtet ist, werden solche Alternativen zum Auto attraktiver.

 

Mehr Lebensqualität

Weniger Verkehrslärm, mehr Sicherheit und Schutz für Umwelt und Gesundheit. Das lässt sich auch kurz zusammenfassen als "Mehr Lebensqualität. Dies gilt im Besonderen für diejenigen Gemeinden im Kanton, die mit starkem Durchfahrtsverkehr zu kämpfen haben. Sie können dank Tempo 30 attraktiver werden als Wohn-, Arbeits- und Begegnungsort. Ruhiger fliessender Auto- und Lastwagenverkehr führt zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl und die Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum verbessert sich spürbar.